
Nutzen Sie unseren Rechner für die Kalte Progression, um die Auswirkungen dieses Effekts bei einer Gehalterhöhung sofort auszurechnen.
Die wichtigsten Fragen zum Thema "Kalte Progression"
- 01.
Was versteht man unter "kalter Progression"?
Mit diesem Begriff wird eine Art verdeckter, schleichender Steuererhöhung bezeichnet. Diese tritt ein, wenn eine Gehaltserhöhung, die nur den Zweck hat, die Inflation auszugleichen, eine Erhöhung der Einkommenssteuer nach sich zieht. Selbst wenn also die Löhne und Gehälter jedes Jahr steigen, bleiben die der Lohnsteuer zugrundeliegenden Einkommensgrenzen unverändert. Die Folge davon ist, dass Arbeitnehmer auf Grund der Lohnerhöhung in eine höhere Progressionszone aufrücken, weshalb ein Teil ihrer Gehaltserhöhung vom Finanzamt einkassiert wird. Das bedeutet, das Realeinkommen sinkt statt anzusteigen.
- 02.
Was bedeutet eigentlich Inflation?
Inflation ("Aufschwellen") ist ein Begriff aus der Volkswirtschaft. Darunter versteht man einen Anstieg des Preisniveaus von Gütern, was gleichzeitig eine Geldentwertung oder verminderte Kaufkraft des Geldes bedeutet. Das Statistische Bundesamt legt einer Ermittlung der Inflation den Verbraucherpreisindex zugrunde, um die Lebenshaltungskosten sowie deren prozentuale Steigerung im Vergleich zum Vorjahr zu berechnen. Die Ergebnisse werden monatlich veröffentlicht.
- 03.
Inwiefern ist die Kalte Progression eine Besonderheit des deutschen Steuersystems?
Für jeden verdienten Euro, der über dem Grundfreibetrag liegt, sieht das deutsche Steuersystem einen entsprechenden höheren Steuersatz vor. Es findet jedoch keine Anpassung der Einkommensteuertarife an die Inflation statt. Das hat zur Folge, dass deutsche Arbeitnehmer mit jeder Lohnerhöhung immer höhere Steuern zahlen, obwohl ihnen von dem Mehr an Gehalt nicht viel übrigbleibt. In einigen anderen Industrieländern wird die Einkommenssteuer automatisch an die Inflation angepasst, um eine kalte Progression zu vermeiden.
Kalte Progression Rechner
- 04.
Was hat eine Gehaltserhöhung mit Inflation zu tun?
Manche Lohnerhöhungen haben lediglich den Zweck, die Inflation auszugleichen. Normalerweise stiegen inn der Vergangenheit jedes Jahr die Löhne und Gehälter zum Ausgleich der Inflation durchschnittlich um 1-2%, wobei es allerdings ohne Tarifbindung keinen Rechtsanspruch auf diese Art von Gehaltsanpassung gibt.
- 05.
Wieso hat ein deutscher Arbeitnehmer wegen der kalten Progression trotz Lohnerhöhung nicht mehr Geld in der Tasche?
Von einer die Inflation ausgleichenden Gehaltserhöhung, wegen der ein Arbeitnehmer mehr Steuern zahlen muss, bleibt effektiv nicht viel übrig. Wenn z.B. ein alleinstehender Arbeitnehmer, der bis dahin ein zu versteuerndes Jahreseinkommen von 20.000 Euro hat und dafür 2.132,04 Euro Steuern (inkl. Soli und 9 Prozent Kirchensteuer) gezahlt hat (Stand 2023), eine zehnprozentige Gehaltserhöhung zum Ausgleich für die gestiegenen Lebenshaltungskosten erhält, muss er für die 22.000 Euro nunmehr 2.696,66 Euro Steuern zahlen. Wegen der Lohnerhöhung von 10 Prozent steigt also sein Einkommensteuertarif und damit seine Steuerlast um 26,483 Prozent. Sein Netto wächst nur um rund 8 Prozent. Unterm Strich sind dies rund 351 Euro zu wenig. Dieser Abzug bedeutet, dass die Inflation de facto nicht durch diese Lohnerhöhung ausgeglichen wird. Fazit: Selbst wenn ein Mehr an Gehalt nur die Inflation ausgleicht, ein Arbeitnehmer also tatsächlich nach der Lohnerhöhung gar nicht mehr Einkommen hätte, schöpft der Fiskus immer noch einen Teil dieses zusätzlichen Einkommens ab.
Nutzen Sie den Rechner zur Ermittlung der kalten Progression, um Ihren eigenen möglichen Realeinkommensverlust zu bestimmen. - 06.
Was versteht man unter steuerlichem Grundfreibetrag?
Dies ist der Einkommensbetrag, bis zu dem keine Steuern fällig werden (Stand 2023: 10.908 Euro für einen ledigen Arbeitnehmer). Dieser Freibetrag und auch der Einkommenssteuertarif wird derzeit möglichst an die Inflation angepasst. Dies geschieht stets zum Jahreswechsel, so dass hier berechnete Beispiele dadurch im Folgejahr wieder relativiert werden.
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- 07.
Was tut das Bundesministerium für Finanzen, um das Problem der Kalten Progression zu lösen?
Die Bundesregierung diskutiert Möglichkeiten, die Folgen der kalten Progression für die deutschen Steuerzahler zu mildern. Allerdings erklärte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble im Oktober 2013, nur wenn "finanzieller Spielraum" vorhanden sei, könne die kalte Progression abgebaut werden. Dies ist inzwischen in gewissem Maße geschehen, indem z.B. der Grundfreibetrag zwischen 2014 und 2023 von 8.354 Euro auf 10.908 Euro erhöht wurde.
- 08.
Wie könnte die kalte Progression verhindert werden?
Die beste Lösung wäre, die Einkommensteuertarife jedes Jahr entsprechend den steigenden Verbraucherpreisen bzw. der Inflation automatisch anzuheben - eine Maßnahme, die im Einkommensteuergesetz verankert werden sollte. Dieses Verfahren, die Steuersätze um den Wert der Inflationsrate anzuheben, wird "Tarif auf Rädern" genannt. Ein einmaliger Angleich an die steigenden Lebenshaltungskosten geschah immerhin im Jahre 2016. Allerdings ist es eher unwahrscheinlich, dass in Zukunft eine automatische Anpassung an die Inflationsrate umgesetzt wird.
- 09.
Inwiefern bringt die kalte Progression dem Finanzamt Milliardenbeträge ein?
Aufgrund der kalten Progression, d. h. ohne offizielle Steuererhöhungen, führen deutsche Steuerzahler z.B. zwischen 2010 und 2018 mehr als 20 Milliarden Euros zusätzlich an das Finanzamt ab.
- 10.
Welche Möglichkeiten hat ein Arbeitnehmer, dennoch von einer Gehaltserhöhung zu profitieren?
Arbeitnehmer sollten gemeinsam mit ihrem Arbeitgeber nach Alternativen zur Gehaltserhöhung suchen, um auch real mehr Netto übrigzubehalten. Denkbar wäre es, dass dem Angestellten z.B. ein Dienstwagen oder ein Laptop gestellt wird, welche dieser auch privat nutzen darf. Der Arbeitgeber könnte auch beispielsweise die Kita bezahlen oder das Tanken bezuschussen. Häufig müssen für derartige Entlohnungen weder Steuern noch Sozialabgaben gezahlt werden.
Quellenangaben
Insbesondere die Informationen folgender Quellen haben wir für die Themenwelt "Kalte Progression" verwendet:
- Einkommensteuer und Kalte Progression (Bundesministerium der Finanzen)
- Wikipedia - Kalte Progression
Letzte Aktualisierung am 16.02.2023
Die Seiten der Themenwelt "Kalte Progression" wurden zuletzt am 16.02.2023 redaktionell überprüft durch Michael Mühl. Sie entsprechen alle dem aktuellen Stand.
Vorherige Änderungen am 20.05.2022
- 26.11.2022: Aktualisierung des Kalte Progression Rechners an die Steuerberechnungvorschriften 2023.
- 20.05.2022: Berücksichtigung des für 2022 rückwirkenden Steuerentlastungspakets im Kalte Progression Rechner
- 05.11.2021: Aktualisierung des Kalte Progression Rechners an die Steuerberechnungvorschriften 2022.
- Redaktionelle Überarbeitung aller Texte in dieser Themenwelt